Planungssicherheit wird wichtiger

Mit umfassender Planung strebt die Alfred Müller AG höchste Sicherheit in ihren Bauten an. Zentral ist dabei die Zusammenarbeit mit ausgewiesenen Experten.

Vor drei Jahren brannte der Grenfell Tower in London ­nieder. Die Bilder der Kata­strophe gingen um die Welt. Die Folgen waren dramatisch: 72 Menschen verloren ihr Leben beim Brand des 24-stöckigen Wohngebäudes. Experten stellten später schwere Mängel beim Bau fest. Die Fassade des Hochhauses hatte weder den Brandschutz­richtlinien entsprochen, noch war sie Tests unterzogen worden.

Aus der Schweiz ist in den letzten Jahrzehnten keine solche Katastrophe bekannt. Für Sicherheit am Bau sorgen – über den Brandschutz hinaus – zahlreiche Normen und Richtlinien, deren Einhaltung von Fach­personen kontrolliert und gegenüber den Behörden rapportiert werden muss. «Auch für uns wird das Thema Sicherheit immer wichtiger», sagt Frank Heim. Als Projektleiter bei der Alfred Müller AG ist er unter anderem für grosse Gewerbe- und Bürobauten wie etwa das Geschäftshaus Quadrolith in Baar verantwortlich. «Die Kunden wollen sich generell sicher fühlen», sagt Heim. «Gerade internationale Firmen haben diesbezüglich oft sehr hohe Standards.»

Neue Vorschriften führen zu Professionalisierung

Der Sicherheitsbereich ist in den letzten Jahren deutlich komplexer geworden – auch wegen steigender technischer Möglichkeiten. Eine Tür ist beispielsweise nicht mehr bloss ein Durchgang, sondern Teil eines vernetzten Systems, das Brand- und Einbruchschutz mithilfe von Elektronik gewährleistet. Hier ist so viel Fachwissen gefragt, dass ein Architekt oder Bauleiter die Planung kaum noch selber ausführen kann. Bei Grossprojekten wie dem Quadrolith übernimmt ein Experte das Türmanagement.

Beim Brandschutz geht es schon ­länger nicht mehr ohne Fachleute. Denn für Neubauten ist ein Brandschutz­konzept Pflicht (siehe Box). Seit 2015 würden neue Richtlinien gelten, sagt Beat Suter, der als Brandschutz­fachmann beim Gebäudetechnik-Unternehmen Abicht in Zug regelmässig für die Alfred Müller AG arbeitet. «Die Brandschutz­anforderungen sind etwas gelockert worden, aber sie werden strenger kontrolliert. Es ist wichtig, dass im Brandschutz­konzept alles über die verschiedenen Handwerks­bereiche abgesprochen und gut dokumentiert ist.»

 

«Die Brandschutzanforderungen sind ­etwas gelockert worden, aber sie ­werden strenger kontrolliert. Es ist ­wichtig, dass im Brandschutzkon­zept ­alles über die verschiedenen Handwerksbereiche abgesprochen und gut dokumentiert ist.»

Beat Suter, Brandschutzfachmann beim Gebäudetechnik-Unternehmen Abicht in Zug

Die neuen Vorschriften hätten zu einer Professionali­sierung geführt, sagt Suter. Doch die Zusammen­arbeit mit einem Experten habe für den Bauherrn Vorteile: «Man schaut genauer hin und kann in frühen Phasen auch die Kosten senken.» Dabei sei es wichtig, den Fachmann möglichst früh einzubeziehen. Sonst könne es passieren, dass ein Architekt eine tolle Idee habe, diese aber punkto Brandschutz nur mit hohen Kosten umsetzbar sei.

Nachträgliche Änderungen führen meistens zu Zusatzkosten. «Es kann schwierig sein, dem Bauherrn zu erklären, dass etwas geändert werden muss.» Dabei stehe er nicht selten zwischen den Fronten und müsse versuchen, einen Konsens zwischen Bauherrn und Behörden zu schaffen, sagt Beat Suter.

«Oft bin ich eine Art Schiedsrichter auf der Baustelle, der Türher­steller, ­Elektriker und weitere Handwerker begleitet und kontrol­liert. Eine einzige falsch montierte Tür kann einen ­Schaden von bis zu 10 000 Franken verursachen.»

Daniel Moser, Sicherheitsfachmann und Inhaber von Moser Sicherheit in Cham

Schiedsrichter auf der Baustelle

Weniger stark geregelt als der Brandschutz ist der Einbruch­schutz. Zentral sind dabei Türen und Schliesstechnik. Auch in diesem Bereich werden von der Alfred Müller AG immer häufiger externe Experten beigezogen, sagt Frank Heim: «Die Schliess­technik ist in den letzten Jahren viel komplizierter geworden. Wir als GU können das nicht mehr selbst managen.»

Hier kommt Daniel Moser ins Spiel. Der diplomierte Sicherheitsfachmann und Inhaber von Moser Sicherheit in Cham ist Experte für Türplanung und Schliess­technik. Er beginnt seine Projekte jeweils mit einer Analyse: Wie wird das Gebäude genutzt? Wie viel Sicherheit ist notwendig? Natürlich sind beispielsweise die Sicherheits­bedürfnisse bei einem Polizeiposten höher als bei einer Wohn­über­bauung.

In der Regel gibt der Architekt Design, Masse und Material der Türen vor, Moser erstellt dann die Feinplanung. Je früher der Türplaner beteiligt ist, umso effizienter lässt sich das Projekt abwickeln. «Oft bin ich eine Art Schiedsrichter auf der Baustelle, der Türhersteller, Elektriker und weitere Handwerker begleitet und kontrolliert. Eine einzige falsch montierte Tür kann einen Schaden von bis zu 10 000 Franken ver­ursachen», sagt Moser.

Trend zu mehr Elektronik

Während bei Wohnungen meist herkömmliche Schlüssel mit einem mechanischen Zylinder installiert werden, sind im Business-Bereich die Möglichkeiten der Schliesstechnik geradezu explodiert – Digitalisierung sei Dank. «Standard sind heute mechatronische Systeme», sagt Moser. Der Zutritt erfolgt meist über einen Badge. Dies hat den Vorteil, dass man beim Verlust nicht den ganzen Zylinder auswechseln, sondern lediglich den Badge sperren muss. Die Alfred Müller AG setzt bei ihren Bauten meist auf programmierbare Zylinder. Hier benutzt der Mitarbeiter einen Schlüssel, über einen im Zylinder hinterlegten Chip lässt sich die Zugangsberechtigung sperren.

Laut Moser geht der Trend hin zu mehr Elektronik, besonders bei sicherheitssen­sitiven Unternehmen. Beliebt ist etwa ein System, bei dem die Mitarbeitenden zusätzlich zum Badge einen persönlichen PIN-Code eingeben müssen. Manchmal ist auch das Handy der Schlüssel: Via Smartphone-App können WLAN-vernetzte Türen geöffnet werden. Eine Nische sind bio­metrische Systeme. Hier kann die Identifikation über einen Fingerprint oder einen Venenscanner erfolgen. Bei letzterem wird der Nutzer über seine Handfläche identifiziert. Ob biometrische Schliesssysteme die Zukunft sind, wagt Moser zu bezweifeln. Diese seien sehr teuer.

Am Schluss zählt der Mensch

Alles in allem sei «das Thema Sicherheit enorm umfangreich geworden», sagt Daniel Moser, der Kunden umfassend zu Sicherheits­fragen berät. Wichtig bleibe eine einfache Botschaft: «Es zählt vor allem das Verhalten der Menschen. Die grösste Gefahr sind immer die eigenen Mitarbeitenden!» Menschliche Nachlässigkeit ist auch bei Gebäuden der grösste Unsicherheits­faktor. Hier hört die Verantwortung der Alfred Müller AG als Bauherrin oder Vermieterin auf. «Für die Sicherheit in ihrem Betrieb sind die Kunden nach Bezug der Bauten selber verantwortlich», sagt Projektleiter Frank Heim.

Beim Londoner Grenfell Tower traf die Bewohner keine Schuld. Zum Brand führte ein Feuer in einer Küche, für das der betroffene Mieter keine Verant­wortung trug, wie ein Untersuchungs­bericht festhielt. Hingegen versagte die Feuerwehr. Sie wies die Bewohner an, in ihren Wohnungen zu bleiben. Erst nach zwei Stunden wurde das Hochhaus geräumt. Da waren bereits Dutzende Personen gestorben, die hätten gerettet werden können. So war es am Ende neben den mangelhaften Sicherheits­vorkehrungen am Bau auch menschliches Versagen, das zu der hohen Zahl von Todesopfern führte.

Zahlreiche Normen und Richtlinien sorgen für Bausicherheit – so auch im Geschäftshaus Helix in Cham.
Foto Regine Giesecke

Wie Sicherheit geplant und dokumentiert wird

Vor einem Grossbau erstellt die Alfred Müller AG ein Sicherheitskonzept, das zur Hauptsache den Brandschutz und den Einbruch­schutz umfasst.

Der Brandschutz­nachweis muss durch eine dazu berechtigte Fachperson geführt werden. Er wird von der kantonalen Feuer­­polizei abgenommen und vor Ort geprüft. Das Brand­schutz­konzept beschreibt detailliert alle relevanten Bereiche eines Baus wie Baumaterialien, Konstruktion, die technischen Anlagen, die Brandschutz­einrich­tungen, Flucht- und Rettungs­wege. Enthalten sind auch Pläne des Gebäudes. Zu Feuer­widerstand der Bauteile, Brandab­schnitten, Baustoffen und Fluchtwegen gibt es Richt­linien der Vereinigung Kantonaler Feuer­versicherungen (VKF).

In den Fluchtwegen dürfen beispielsweise keine brennbaren Materialien verbaut sein, sie müssen klar signalisiert sein, und die Signalisierung muss auch bei Strom­ausfall funktionieren.

Zum Einbruch­schutz gibt es einen Katalog europäischer Normen (SN EN). Wichtig sind neben den Türen, ihrer Beschaffen­heit und ihren Schlössern (siehe Haupttext) auch die Fenster. Hier zählen etwa Art der Griffe, Beschläge und Verglasung. Der Einbruchschutz lässt sich fast beliebig ausdehnen, unter anderem mit elektronischen Überwachungs­systemen, Alarmanlagen und Videokameras.

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