Sichere Anlagen in unsicheren Zeiten
Eine gute Rendite bei möglichst geringem Risiko. Das wünscht sich jeder Anleger. Ein paar Tipps helfen, dem schwer erreichbaren Ziel möglichst nahezukommen.
«Sichere Anlagen? Gibt es nicht», so die Investorenlegende Warren Buffett. Jede Anlage bringt ein gewisses Risiko mit sich. Und normalerweise gilt, dass es umso grösser ist, je mehr Rendite lockt. Es stellt sich also die Frage: Wie viel Verlust kann ich mir notfalls leisten? Und wie viel Verlust ist für mich ohne schlaflose Nächte akzeptabel? Die Fachleute sprechen von Risikofähigkeit und Risikotoleranz. Fragen, die es mit Spezialisten zu besprechen gilt, die man sich in erster Linie aber selbst ehrlich beantworten muss. Denn was die einen noch als «risikoarm» einstufen, kann bei anderen Panikattacken auslösen.
Das Sparkonto schmilzt dahin
Das beste Gefühl von Sicherheit vermittelt den meisten Menschen ihr Privat- oder Sparkonto. Es bringt zwar praktisch keinen Zins, aber das Geld ist frei verfügbar und die Sicherheit hoch: Selbst wenn die Bank Konkurs geht, sind 100 000 Franken pro Kunde über einen gemeinsamen Einlagenfonds aller Banken abgesichert und gelangen rasch zur Auszahlung. Andere Gläubiger müssen dagegen jahrelang auf ihr Geld warten und erhalten im schlechtesten Fall bloss noch eine kleine Konkursdividende. Nachteil des Sparkontos: Gebühren, Steuern und Teuerung knabbern jedes Jahr am Ersparten. Hohe Cash-Bestände belegen die Banken zudem mit Negativzinsen.
Vergleichbare Sicherheit bieten Einzahlungen in die Säule 3a. Beiträge an die private Altersvorsorge geniessen bis 100 000 Franken pro Vorsorgestiftung ein Konkursprivileg. Die Verzinsung der 3a-Konti ist zwar schlecht, aber die Beiträge dürfen Angestellte von ihrem steuerbaren Einkommen abziehen. Die Besteuerung erfolgt erst, wenn das Konto aufgelöst wird − getrennt vom übrigen Einkommen und zu einem Vorzugssatz. Bessere Renditen versprechen 3a-Wertschriftenkonten. Allerdings trägt in diesem Fall der Vorsorgesparer das Anlagerisiko (siehe unten zum Thema Aktien). Ähnliche Vorteile bieten freiwillige Einkäufe in die berufliche Vorsorge (2. Säule).
Nachteil von Säule 3a und 2. Säule: Grundsätzlich bleibt das Geld bis zur Pensionierung gesperrt. Eine vorzeitige Auflösung ist nur möglich, um damit sein Eigenheim zu finanzieren, wenn man sich selbständig macht oder − mit Einschränkungen bei der 2. Säule −, wenn man sich im Ausland niederlässt.
Unterschätztes Risiko mit Obligationen
Als sicher gelten auch Kassenobligationen, Staatsanleihen und Unternehmensobligationen. Sie bringen einen garantierten Zins und werden am Ende der Laufzeit vollumfänglich zurückbezahlt. Doch die vermeintliche Sicherheit täuscht je nach Produkt: Viele Anleihen lauten auf Fremdwährungen. Sie unterliegen also für die Zeit zwischen dem Kauf und der Rückzahlung einem Währungsrisiko. Und das ist meist höher als der zusätzliche Zinsertrag gegenüber Anleihen.
Aber auch Franken-Obligationen sind derzeit wenig attraktiv: Nur lang laufende Kassenobligationen bringen bei den Banken einen nennenswerten Zins. Staatsanleihen von Bund («Eidgenossen») und Kantonen sind meist mit einem Negativzins belegt. Unternehmensobligationen unterliegen im Konkursfall einem Ausfallrisiko. Und während der Laufzeit der Obligation besteht auch ein Kursrisiko. Ein vorzeitiger Verkauf ist also möglicherweise mit einem Verlust verbunden.
Langfristiger Erfolg mit Aktien und Immobilien
Obligationen sind mithin kaum weniger riskant als Aktien. Deren Dividenden sind im Gegensatz zum Zins von Anleihen zwar nicht garantiert. Dafür fallen sie oft höher aus. Die Renditechancen sind langfristig deutlich höher. Der Anlagehorizont sollte mindestens sieben, besser zehn Jahre betragen. Über einen so langen Zeitraum bringen Aktien praktisch immer bessere Gesamterträge aus Dividenden und Kursgewinne als andere Anlageformen (vgl. Grafik). Wichtig ist es, seine Anlagen breit zu diversifizieren. Bei Aktien geschieht das am besten über Fonds, insbesondere über börsengehandelte Indexfonds, die sehr tiefe Gebühren aufweisen.
Auch Wohnimmobilien versprechen langfristig eine Wertsteigerung. Und wer sie vermietet, profitiert von Mietzinseinnahmen. Risikofrei sind allerdings auch Liegenschaften nicht. Vor allem Immobilien in weniger attraktiven Lagen können an Wert verlieren. Und die Hypothekarzinsen könnten auch wieder einmal steigen, was die Finanzierung verteuert. Empfehlenswert ist darum, auch in Tiefzinsphasen, die Hypothek bescheiden zu halten.
Gold als Versicherung für Krisenzeiten
Als sicherer Hafen in stürmischen Zeiten hat sich Gold bewährt. Das hat sich in der Corona-Krise erneut bestätigt. Geht es der Wirtschaft aber gut, kann Gold auch stark an Wert einbüssen. Zudem bringt es keinerlei Erträge. Im Gegenteil: In der eigentlich empfohlenen physischen Form verursacht es namhafte Aufbewahrungskosten (Tresor).
Alle anderen Edelmetalle oder sonstigen Rohstoffe erfüllen die Versicherungsfunktion von Gold nicht. Nicht einmal Platin und Silber, deren Preis stark von der Wirtschaftskonjunktur abhängt. Ihre Wertentwicklung ist spekulativ, ebenso wie Kryptowährungen (z. B. Bitcoin), Anteile an Hedgefonds, strukturierte Produkte oder Direktinvestitionen in Start-ups. Das Ausfallrisiko ist gross. Für Normalanleger eignen sie sich kaum.
Fazit: Wer sein Geld sicher und doch mit ansprechender Rendite anlegen will, muss breit diversifiziert investieren – Cash, Gold und Schweizer Staatsanleihen für die Sicherheit, Aktien, Obligationen und Immobilien für die Rendite.