Der Brückenbauer
Baut die AndreasKlinik Cham Zug um, ist einer stets mittendrin statt nur dabei: Urs Polli. Der Leiter Facility Management & Infrastruktur-Entwicklung begleitet die Planungs- und Realisierungsphase jeweils eng. So auch bei der Erneuerung des Instituts für Radiologie, welche die Alfred Müller AG als Generalunternehmerin ausführen durfte.
Zackiger Schritt, wacher Blick und vor Energie nur so strotzend. Bei seiner Ankunft zum Interviewtermin deutet nichts darauf hin, dass Urs Polli eine Nachtschicht hinter sich hat. Solche sind für ihn, der bei der AndreasKlinik in Cham für die Entwicklung und Durchführung sämtlicher Infrastrukturprojekte verantwortlich ist, teilweise unvermeidlich. Beispielweise, wenn für einzelne Bauschritte das Wasser abgestellt werden muss oder die Arbeiten eine Operation beeinträchtigen würden. Ob ihn die sporadischen Einsätze nach Sonnenuntergang stören? «Nein, nein», meint er schmunzelnd und winkt ab. In dieser Haltung kommt seine grosse Flexibilität ein erstes Mal zum Vorschein. Aber dazu später mehr.
«Unsere Patienten sollen sich hier wohlfühlen. Mit der hier geschaffenen Stimmung wollen wir ihnen ihre Unsicherheiten oder Ängste nehmen.»
Patienten im Fokus
«Mr. Umbau» der Klinik führt die Fotografin und den Redaktor ins Untergeschoss. Vorbei geht’s an der herrlich duftenden Spitalküche, in der die Köche umherwuseln wie fleissige Ameisen in ihren Hügeln. Gleich dahinter betreten wir das Institut für Radiologie, welches seit Ende Oktober 2019 nach 2,5-monatiger Bauzeit in neuem Glanz erstrahlt. Stilvolle Bodenbeläge, weiche Farben, viel Licht und ein modern gestalteter Empfang sorgen für eine angenehme Atmosphäre. «Unsere Patienten sollen sich hier wohlfühlen. Mit der hier geschaffenen Stimmung wollen wir ihnen ihre Unsicherheiten oder Ängste nehmen», erklärt Polli. Bereits während der Planungsphase stellte der 44-Jährige die Patienten – wie könnte es in einer Gesundheitseinrichtung wie der AndreasKlinik auch anders sein – konsequent ins Zentrum. Den Patientenablauf durch ideale räumliche Voraussetzungen perfektionieren, lautet seine Devise. Auf dem Weg dahin wurde in der Radiologie nichts dem Zufall überlassen. Dabei greift Urs Polli auch schon mal auf unkonventionelle Methoden zurück, wie er mit einem verschmitzten Lachen zugibt: «Um herauszufinden, ob ein geplantes Untersuchungszimmer wirklich gross genug ist, haben wir diese Fläche mit der dafür vorgesehenen Einrichtung ausgestattet und mit dem medizinischen Personal Abläufe und Behandlungen simuliert.» Er hat jedoch nicht nur auf die Bedürfnisse der Mediziner Rücksicht zu nehmen, sondern auch auf jene des Architekten sowie der Baufachleute. Und so sieht Polli seine Rolle ebenso als Vermittler zwischen diesen beiden Fachbereichen, was häufig einem Spagat gleichkommt.
Der Fassade geht’s an den Kragen
Das Herzstück der umgebauten Radiologie befindet sich im hinteren Teil der Station: Das Magnetresonanzgerät (MR) sowie der Computertomograf (CT), mit deren Hilfe die Ärzte Bildmaterial vom Zustand der Organe oder des Gewebes anfertigen können. Insbesondere der Einbau des MR, das rund 2,3 Meter hoch ist und durch keine der bestehenden Türen und Fenster passt, erwies sich als echte Knacknuss. Quo vadis? Die Lösung lieferten schliesslich die Bauspezialisten der Alfred Müller AG: Erdwall abtragen, Aussenfassade entfernen, MR mit dem Kran hineinhieven, Aussenfassade wieder anbringen und abdichten. Ein nicht alltägliches Spektakel, das sich da abspielte. Kaum war dieser Koloss platziert, standen Urs Polli und sein Team vor der nächsten Herausforderung. Aufgrund von Lieferschwierigkeiten fehlte die Kühlanlage, was die Inbetriebnahme des MR verunmöglichte. Die dafür gebuchten Spezialisten des Herstellers hatten mit ihren prall gefüllten Auftragsbüchern nur ein kurzes Zeitfenster zur Verfügung. Eine Verschiebung dieses Arbeitsschrittes war daher von Beginn weg ausgeschlossen. An dieser Stelle kommt wieder die Flexibilität Pollis ins Spiel, die in seiner Funktion unabdingbar ist. Er liess sich nicht aus der Ruhe bringen, suchte fieberhaft nach einer rasch umsetzbaren Lösung und überbrückte die Zeit kurzerhand mit einem provisorischen Kühlgerät. Das MR konnte so planmässig installiert werden und der Umbau wieder seinen gewohnten Lauf nehmen.
«Ich hatte bei der Alfred Müller AG immer dieselben Ansprechpartner. In der Zwischenzeit kennen wir uns in- und auswendig, was eine äusserst effiziente Zusammenarbeit ermöglicht.»
Empathie ist gefragt
Neben den fehlenden Geräten und den Übergrössen galt es, die Arbeiten mit nur minimalen Einschränkungen des laufenden Spitalbetriebs auszuführen. «Man muss sich das wie die Reparatur eines Flugzeugs während des Flugs vorstellen», vergleicht der Vater von zwei Söhnen die Situation. Zur Bewältigung dieser Schwierigkeit braucht es neben einer detaillierten Planung auch jede Menge Fingerspitzengefühl, was erneut den Brückenbauer Polli auf den Plan rief: «Gewisse medizinische Situationen, beispielsweise bei äusserst lärmempfindlichen und stark verängstigten Patienten, erfordern eine Anpassung der Bautätigkeiten bis hin zu einem kurzen Unterbruch. Meine Aufgabe ist es, in Absprache mit den Ärzten und den Bauspezialisten für alle Seiten passende Lösungen zu finden.»
«Man muss sich das wie die Reparatur eines Flugzeugs während des Flugs vorstellen.»
Wenn die Zahnräder ineinandergreifen
Die Erneuerung des Instituts für Radiologie war kein einmaliger Auftrag. Operationssäle, Patientenzimmer oder der Umbau verschiedener Stationen – die Liste der Bauprojekte, die die Alfred Müller AG als Generalunternehmerin in der AndreasKlinik ausgeführt hat, liesse sich beliebig erweitern. Den Grundstein dieser langjährigen und vertrauensvollen Partnerschaft legten die Unternehmen mit dem Bau der Tagesklinik vor rund 20 Jahren. «Über diese lange Zeitspanne hatte ich bei der Alfred Müller AG immer dieselben Ansprechpartner. In der Zwischenzeit kennen wir uns in- und auswendig, was eine äusserst effiziente Zusammenarbeit ermöglicht», erklärt Polli. Zudem schätzt er die lösungsorientierte sowie ideenreiche Arbeitsweise seines Baupartners. Auf offene Fragen bekomme er Antworten, und dies sowohl schnell als auch kompetent. «Bei jedem Projekt konnte ich mich darauf verlassen, dass die Kosten und Termine eingehalten wurden», lobt er die Kooperation. Ebenso wichtig ist es ihm, dem medizinischen Personal ideale Arbeitsbedingungen in den neu geschaffenen Räumlichkeiten zu schaffen. Und dafür nimmt Urs Polli gerne hin und wieder eine Nachtschicht in Kauf. «Aber nicht mehr heute», meint er lachend. Sagt’s und verabschiedet sich in den wohlverdienten Feierabend.