Wenn die Heizung ersetzt werden muss
Alte Öl- oder Gasheizungen müssen vielerorts zwingend durch neue Heizungen auf Basis erneuerbarer Energien ersetzt werden. Dies lohnt sich nicht nur in Bezug auf den Klimaschutz: Moderne, nicht fossil betriebene Heizungen sind in der Regel mittelfristig günstiger und haben noch weitere Vorteile.
Der Heizungsersatz ist zum Politikum geworden. Denn die Wärmeerzeugung mit Heizöl oder Erdgas setzt grosse Mengen CO₂ frei, das über Jahrmillionen im Erdöl bzw. Erdgas gebunden war. Die steigende CO₂-Konzentration in der Atmosphäre verstärkt den sogenannten Treibhauseffekt und führt mittelfristig zu einer spürbaren Erhöhung der Lufttemperatur. Der durch den Temperaturanstieg verursachte Klimawandel ist die grosse Herausforderung der Menschheit. Der Klimaschutz erhält dadurch eine entsprechend grosse Bedeutung.
Im Jahr 2017 wurden noch über 60 Prozent der Wohngebäude in der Schweiz mit fossiler Energie beheizt. Der Gebäudepark ist verantwortlich für 41 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs und für 24 Prozent der Treibhausgasemissionen im Inland. Die Kantone haben Gesetze erlassen, die einerseits den Energieverbrauch der Gebäude begrenzen und andererseits einen Umstieg von fossilen Energieträgern auf erneuerbare für die Wärmeversorgung bewirken sollen.
Eins-zu-eins-Ersatz einer Ölheizung nicht mehr erlaubt
Die Energiegesetzgebung ist von Kanton zu Kanton unterschiedlich. Die Kantone haben sich aber auf Mustervorschriften (MuKEn) geeinigt, die eine Harmonisierung der kantonalen Vorgaben zum Ziel haben. Die neuste Ausgabe der Mustervorschriften – die MuKEn 2014 – legt fest, dass beim Heizungsersatz die neue Heizung mindestens 10 Prozent des Bedarfs mit erneuerbarer Energie decken muss. Damit ist ein Eins-zu-eins-Ersatz einer Öl- oder Gasheizung nicht mehr möglich. Vielmehr müssen zum Beispiel thermische Solaranlagen installiert, das Gebäude besser gedämmt, eine Wärmepumpe oder Holzheizung installiert oder ein Fernwärmeanschluss realisiert werden.
Viele Alternativen vorhanden
Der Umstieg auf erneuerbare Energieträger hat viele Vorteile. Eine neue Studie1 aus der Stadt Zürich hat gezeigt, dass die als teuer geltende Erdsonden-Wärmepumpe in der Praxis auch günstig zu haben ist, wenn sie mit einer einzigen Sonde auskommt. Eine Erdsonden-Wärmepumpe kann im Sommer auch über die Bodenheizung zur Kühlung der Räume genutzt werden. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil, wenn die Sommer tendenziell immer wärmer werden. Für eher ländliche Regionen bieten sich Holz- oder Pelletheizungen kombiniert mit Solarthermieanlagen an. Ein Wärmepumpensystem wird idealerweise mit einer Solarstromanlage kombiniert. Für grössere Gebäude ist der Anschluss an ein Wärmenetz attraktiv, falls verfügbar.
1 Umbricht A., Buser B., Lehmann M., Bibic V., Edelmann A., Amrein M., Naef R., Stemmler S., Bleisch M. (2021): Fallstudien zum Einsatz von Luft-Wasser-Wärmepumpen – Modul 2 im Vertiefungsprojekt zum Heizungsersatz. Energieforschung Stadt Zürich. Bericht Nr. 68, Forschungsprojekt FP-2.8.1
In fünf Schritten zur neuen Heizung
Folgende fünf Schritte helfen beim Ersatz einer alten Heizanlage:
Früh planen: Am besten nicht warten, bis die bestehende Heizung den Geist aufgibt. Viel besser ist es, bei älteren Anlagen ein Jahr vor dem geplanten Ersatz mit einer Heizungsplanerin oder einem Heizungsplaner Kontakt aufzunehmen. Besonders wichtig in dieser Phase ist die Ermittlung des effektiven Wärmebedarfs: Oft sind alte Heizsysteme überdimensioniert. Hier ist viel Sparpotenzial vorhanden.
Wärmebedarf einen Winter lang messen: Die Planerin oder der Planer kann gemeinsam mit der Eigentümerschaft einen Winter lang den Verbrauch und wichtige Eckdaten wie die Vorlauftemperaturen erheben. Allenfalls werden noch Einstellungen optimiert und schliesslich die notwendige Heizleistung ermittelt.
Varianten prüfen: Im Frühling erstellt die Planerin oder der Planer unter Einbezug der erhobenen Betriebsdaten einen Systemvergleich mit Kostenschätzung für die möglichen Heizsysteme. Sie sollen aufzeigen, welche Systeme in Frage kommen. Wird eine Luft-Wasser-Wärmepumpe in dicht besiedeltem Gebiet geplant, ist besonders auf den Lärmschutz zu achten.
Entscheid und Ausschreibung: Steht die Wahl des Heizsystems fest, lohnt sich das Einholen von Offerten. Es empfiehlt sich, zwei bis drei Heizungs-Installationsunternehmen offerieren zu lassen.
Fördermittel und Realisierung: Bei grösseren Objekten erstellt der Heizungsplaner oder die Heizungsplanerin auch die Baueingabe. Achtung: Bis zur Baubewilligung kann es mehrere Monate dauern. In der Zwischenzeit werden die Anträge auf Fördergelder gestellt. Die Zusicherung muss vor Baustart vorliegen. Eine Übersicht zu den am konkreten Objektstandort verfügbaren Fördergeldern findet sich auf energiefranken.ch.
Natürlich kann sich der Ablauf je nach Grösse des Gebäudes und Vorkenntnissen der Eigentümerschaft auch einfacher gestalten. Auf jeden Fall sollte gelten: Auch wenn das Heizsystem noch gut läuft, aber etwa 20 Jahre alt ist, lohnt es sich, über den Ersatz nachzudenken. Das hat viele Vorteile: Es besteht noch kein Zeitdruck, Nachbarn, Bekannte und Beratungsstellen können nach ihren Erfahrungen gefragt werden, die Finanzierung kann besprochen und Informationen zu den Fördermitteln können gesammelt werden. Muss die Heizung bei einem Defekt rasch ausgewechselt werden, schränkt der Zeitdruck die Variantenauswahl ein – mit Nachteilen für das Klima und das Portemonnaie.