Papierloses Büro? Jetzt kommt die papierlose Baustelle!
Die Alfred Müller AG plant und handelt zukunftsorientiert. Sie entwickelt nicht nur langlebige Immobilien, sondern setzt in der Realisation ausgewählter Projekte mit BIM auch auf eine neue, digitale Bau-Methode. So auch an der Marktgasse in Baar, wo dadurch gänzlich ohne Papier gearbeitet wird. Wie funktioniert das und wie kommen Bauleiter und Polier damit klar? Eine Spurensuche vor Ort.
Man stelle sich folgende Situation vor: Auf der Baustelle eines Wohn- und Geschäftshauses konnte der Baumeister den Rohbau soeben planmässig fertigstellen. Es folgt der Heizungsinstallateur zur Montage des Heiz- und Belüftungssystems des Gebäudes. Als nächstes an der Reihe: der Elektriker. Doch dieser muss mit Schrecken feststellen, dass in der im Bauplan eingezeichneten Stelle nicht genügend Platz vorhanden ist, um seine Leitungen verlegen zu können. Der Bauleiter ist nun gefordert, in Kürze muss er mit den Handwerkern eine Lösung finden. Eine unnötige Zusatzschlaufe, die alle viel Zeit und Aufwand kostet.
BIM deckt Planungsfehler auf
Ein Szenario, das auf der Baustelle der Alfred Müller AG an der Marktgasse in Baar so gut wie ausgeschlossen werden kann. Der Grund dafür hat drei Buchstaben: BIM. Sie stehen für Building Information Modelling. Eine bei diesem Bauvorhaben angewandte, kooperative Arbeitsmethodik, mit der anhand eines digitalen 3D-Modells des Bauwerks Informationen zwischen Planern und Handwerkern ausgetauscht werden. Darunter fallen beispielsweise Material, Abmessungen und Anforderungen einzelner Bauteile, wodurch die am Bau Beteiligten über alle relevanten Informationen verfügen. Ein weiterer Vorteil besteht in der vorgängigen Fehleranalyse. Probleme wie das eingangs geschilderte können bereits in der Planungsphase erkannt und frühzeitig behoben werden.
Schnelle Problemlösung am Modell
Zurück zur Baustelle in Baar. Wer hier im Planhaus oder Sitzungscontainer grosse, ausgedruckte Papierpläne vermutet, liegt falsch. Stattdessen machen sich der Bauleiter der Alfred Müller AG, Marijan Jurisic, und der Polier des Baumeisters Landis AG, Ivo Inderbitzin, lediglich mit einem Tablet auf den täglichen Baustellenrundgang. Durch die Arbeit mit BIM ist es ihnen möglich, die nächsten Bauschritte anhand des Modells zu besprechen. «Das beschleunigt den Arbeitsprozess. Taucht unerwartet ein Problem auf, können wir es anhand des Modells rasch vor Ort lösen. Früher dauerten die Abklärungen beim zuständigen Planer bis zu zwei Wochen», beschreibt Jurisic einen zusätzlichen Vorzug dieser Arbeitsmethode. Zudem reduziere sie die Flut an E-Mails im Postfach und mache den Zugriff auf die im Modell hinterlegten Dokumente von überall möglich.
Skepsis weicht Zufriedenheit
Mehrere Kurse machten Jurisic und Inderbitzin fit für die Arbeit mit BIM. «Ich war neugierig auf die neue Herangehensweise und entsprechend froh, hat mich mein Unternehmen für dieses Projekt ausgewählt», erklärt Inderbitzin. Am Anfang waren er und Jurisic aber auch ein wenig skeptisch, ob das auf der Baustelle wirklich umsetzbar sei, wie der Polier zugibt. Doch dieses Gefühl war schnell verflogen. «Wir hatten keine Anlaufschwierigkeiten. Durch die BIM-Coaches, welche uns zunächst vor Ort unterstützten, entwickelten wir bald eine gewisse Routine im Umgang damit». Somit fallen die ersten Erfahrungen der Alfred Müller AG mit BIM durchwegs positiv aus. Und deshalb ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie weitere Bauten mit dieser zukunftsträchtigen Methode realisieren wird. Papierlos, versteht sich.